Landwärme & Reverion gewinnen mit CCS-Projekt den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft 2022

Landwärme & Reverion gewinnen mit CCS-Projekt den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft 2022

OKTOBER 2022

LANDWÄRME & REVERION GEWINNEN MIT CCS-PROJEKT DEN INNOVATIONSPREIS DER DEUTSCHEN GASWIRTSCHAFT 2022

Landwärme und Reverion haben mit ihrem gemeinsamen CCS-Projekt den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft in der Kategorie „Nachhaltige Erzeugung“ gewonnen. Die Innovation an der Biomethananlage im bayerischen Reimlingen zieht im Rahmen der Biomethanerzeugung aktiv CO2 aus der Atmosphäre. WENIGER >

Der Planet braucht dringend Negativemissionen: Ohne schnellen, aktiven Entzug von CO2 aus der Atmosphäre wird der Klimawandel mit seinen verheerenden Folgen nicht zu bremsen sein. Um die Dekarbonisierung als wohl wichtigstes Projekt unserer Generation voranzubringen, verleiht die deutsche Gaswirtschaft seit 1980 alle zwei Jahre den Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft.

 

In der Kategorie „Nachhaltige Erzeugung“ gewann dieses Jahr das Projekt der Unternehmen Landwärme und Reverion im bayerischen Reimlingen. Hier entsteht an der Biogasaufbereitungsanlage des Biomethanhandelsunternehmens Landwärme eine Erweiterung, die die Abscheidung und Endlagerung von CO2 (Carbon Capture and Storage, CCS) ermöglicht. Damit gehen Landwärme und Reverion einen effektiven, kostengünstigen und ökologisch sinnvollen Weg, um schnell CO2 aus der Atmosphäre zu ziehen.

 

Das Grundkonzept ist denkbar einfach: Bei der Aufbereitung, also der Reinigung von Biogas zu Biomethan, ist die Abscheidung von CO2 ohnehin Teil des Prozesses. Der verbleibende hohe Methangehalt erlaubt eine Einspeisung ins Erdgasnetz und die flexible dezentrale Nutzung. Das abgeschiedene CO2 wird im nächsten Schritt verflüssigt und eingelagert – zum Beispiel in tiefen Steinschichten unter dem Meer (CCS). Alternativ kann es in technischen Anwendungen wie Feuerlöschern oder in der Lebensmittelindustrie als Kohlensäure Verwendung finden (Carbon Capture and Usage, CCU).

 

„CCS und CCU mit Biomethan können sofort Klimaeffekte liefern: Die Abscheidung von CO2 ist heute schon Teil der Biomethanerzeugung. Das machen wir seit Jahren“, erklärt Landwärme-Geschäftsführer Zoltan Elek. „Die Uhr tickt. Wir müssen so schnell es geht nicht nur die Emissionen runter, sondern auch das CO2, das zu viel in der Luft ist, aus der Atmosphäre bekommen. Das ist mit Biomethan in Kombination mit CCS kostengünstig und sofort möglich. In der Atmosphäre liegt der CO2-Gehalt bei rund 0,04 %. Daraus zum Beispiel mittels Direct Air Capture CO2 herauszufiltern, ist sehr aufwändig. Deutlich effektiver und einfacher ist das bei der Abscheidung von CO2 während der Aufbereitung von Biogas zu Biomethan. Denn hier kann es bei einem CO2-Gehalt von 30 – 50 % im Biogas deutlich einfacher abgeschieden werden. Hinzu kommt, dass der ohnehin bestehende Prozess bereits eingepreist ist. Die CO2-Abscheidung kommt quasi kostenlos dazu. Außerdem können 50 % der russischen Erdgasimporte durch Biomethan ersetzt und damit rund 70 Millionen Tonnen Negativemissionen erzeugt werden, sollten alle Biogaspotenziale in Deutschland bis 2030 genutzt werden“, rechnet Elek vor.

 

Mit der Anlage von Reverion wird der Standort Reimlingen noch innovativer ausgestattet. Das Unternehmen kombiniert Stromerzeugung mit der Gasaufbereitung. Ein Teil des Biogases wird mittels Brennstoffzelle höchst effizient zu Strom umgewandelt. Das dabei anfallende CO2 wird rückgeführt und während der bestehenden Gasaufbereitung abgeschieden. Kern des Prozesses ist die Kombination von Hochtemperatur-Festoxid-Brennstoffzellen mit einer katalytischen Methanisierung. Das System kann somit unter anderem Stromüberschuss im Netz nutzen und durch Elektrolyse Wasserstoff erzeugen. Stephan Herrmann, Gründer und Geschäftsführer von Reverion, stellt genau diesen Mehrwert für ein zukünftiges, rein regeneratives Energiesystem in den Fokus: „Mit unserer Technologie erreichen wir erstmals CO2-negative Stromerzeugung und können zusätzlich in Zeiten von hoher Solar- und Windstromerzeugung langfristig speicherbare Gase produzieren und dadurch die Importabhängigkeit aus Drittländern reduzieren“.

 

Das CCS-Projekt von Landwärme und Reverion soll voraussichtlich 2023 in Betrieb gehen. Die Unternehmen planen dort eine jährliche Abscheidung von rund 10.000 Tonnen CO2. „Alle heute bestehenden Biomethananlagen in Deutschland könnten zusammen 2,5 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre ziehen“, zeigt Elek auf, „mit unserem Projekt legen wir den wichtigen Grundstein für den größeren Rollout und den schnellen Entzug von CO2 aus der Atmosphäre. Das ist ein sehr guter Start dafür, dass wir heute noch gar kein aktives CCS in Deutschland betreiben.“

 

Das hat auch die Jury überzeugt, dem Projekt den Preis zuzuerkennen.

 

Erst im April wurde das Projekt unter Tausenden Bewerbungen weltweit auf Platz 22 der XPRIZE Milestone Awards 2022 gewählt. Der von der Elon Musk Foundation finanzierte globale Wettbewerb XPRIZE Carbon Removal unterstützt Technologie-Projekte, die Kohlendioxid aus der Erdatmosphäre entfernen. Der Wettbewerb ist auf vier Jahre angelegt und läuft seit April 2021. Nach einem Jahr Wettbewerb vergab die Jury am 22. April 2022 nun 15 Milestone Awards an die bislang eingegangenen Bewerbungen. 2025 endet der Wettbewerb mit der Bekanntgabe der finalen XPRIZE Carbon Removal Gewinnenden. Landwärme und Reverion sind auch hier weiter im Rennen.

 

RE:INVENTING ENERGY: DER INNOVATIONSPREIS DER DEUTSCHEN GASWIRTSCHAFT 2022

 

Der Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft präsentiert zukunftsweisende Energiekonzepte in Zusammenhang mit dem Energieträger Gas. Seit 1980 wird der Preis alle zwei Jahre verliehen und soll verdeutlichen, welches Potenzial in gasförmigen Energieträgern steckt. Gewinnen können Projekte, die innovative und effiziente Anwendungstechnologien mit Erdgas oder grünen Gasen entwickeln.
Vergeben wird der Preis für besonders sparsame und energieeffiziente Verfahren oder Anwendungstechnologien in Bezug auf die Förderung, Herstellung, Speicherung, den Transport oder die Nutzung von Erdgas oder grünen Gasen. Die Technologien müssen dabei einen hohen Innovationsgehalt sowie einen besonders nachhaltigen Umgang mit Ressourcen vorweisen und richtungsweisend den Klimaschutz voranbringen.
Die Jury des Innovationspreises der deutschen Gaswirtschaft besteht aus Vertreter*innen der Wissenschaft, Fachmedien und Verbänden der deutschen Gaswirtschaft. Träger des Preises sind der Bundesverband der deutschen Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW), der Deutsche Verein des Gas- und Wasserfaches (DVGW) und Zukunft Gas. Kompetenzpartner des Innovationspreises ist die Arbeitsgemeinschaft für sparsamen und umweltfreundlichen Energieverbrauch (ASUE). Wintershall Dea unterstützt den Preis zudem als Partner.

 

Weitere Informationen zum Innovationspreis der deutschen Gaswirtschaft finden Sie hier.

 

ÜBER REVERION

 

Die Reverion GmbH ist ein Spin-off der Technischen Universität München. Das Start-up entwickelt die im Rahmen eines Forschungsprojekts erfolgreich validierte Technologie zur kommerziellen Reife weiter und vertreibt sie als Anlagenbauer. Die containerbasierten Anlagen können herkömmliche Gasmotoren mit ihren geringen Wirkungsgraden ersetzen und neben Biogas auch mit Wasserstoff betrieben werden. Darüber hinaus produzieren Anlagen reines CO2 als Nebenprodukt der Stromerzeugung, sodass sie CO2-negativ arbeiten können. Insbesondere sind sie aber reversibel, sodass in denselben Anlagen auch zeitweise anfallender überschüssiger erneuerbarer Strom aus Wind und Photovoltaik in Wasserstoff oder Methan als Erdgasersatz umgewandelt werden kann. Die Technologie vereint daher alle wesentlichen Kernelemente – Effizienzsteigerung, einen CO2-negativen Betrieb und saisonale Energiespeicherung im Großmaßstab – die für eine erfolgreiche Umsetzung der Energiewende noch benötigt werden, in einer einzigen Anlage.

 

Weitere Informationen zum Unternehmen finden Sie unter: www.reverion.de.

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